Homöopathische Kur zu Durchblutungsstörungen
Wissenschaftliche Information
Im Rahmen epidemiologischer Studien hat sich gezeigt, dass 50 bis 70 % der deutschen Bevölkerung mehr oder weniger deutliche Venenveränderungen aufweisen [1]; bei 5 % der erwachsenen Bevölkerung entwickelt sich das Vollbild der chronisch venösen Insuffizienz (CVI). Dabei stellen die typischen Symptome wie Spannungs- und Schweregefühl, Schmerzen und Schwellungen (Ödeme) der unteren Extremitäten für die Patienten weit mehr als nur ein“kosmetisches“ Problem dar, denn oft müssen sie wegen ihrer Beschwerden einen Arzt aufsuchen und sich mitunter auch chirurgisch in einer Klinik behandeln lassen [2], Bei besonders ungünstiger Prognose kann das Krankheitsbild über Thrombosen, Varicosis und Ulcerationen schließlich in eine Frühverrentung führen.
Die unterschiedlichsten Formen der chronisch venösen Insuffizienz gehen auf den gleichen Pathomechanismus zurück. In dem betroffenen Gefäßsystem verursachen lokale Reizungen, Schwellungen und Stauungen eine mangelnde Blutversorgung, die die Permeabilität der Gefäße steigert, so dass der Austritt von Plasmaflüssigkeit in das umliegende Gewebe überproportional zunimmt und eine Migration von Blutzellen ausgelöst wird [2J. Eine entscheidende Rolle in diesem Prozess fällt diversen Entzündungs-Mediatoren zu, die nicht nur für eine Zunahme der lokalen Schmerzen verantwortlich zu machen sind, sondern auch die weitere Zunahme der Gefäßpermeabilität fördern |3J. Der durch die Bildung von Ödemen bedingte Gewebedruck stimuliert die Nocizeptoren, die ihrerseits als Reizfaktoren für die weitere Schmerzentstehung agieren. Daher ist ein grundlegendes Behandlungskonzept mit antiödematösen Wirk-qualitäten geboten, die die Ödembildung reduzieren und auf diese Weise den Circulus viciosus unterbrechen.
Obwohl bei der chronisch venösen Insuffizienz die mechanische Kompression der Venen als die Methode der Wahl gilt, ist die Compliance der Patienten für diese Form der Therapie eher gering, so dass eine orale oder parenterale Verabreichung von Medikamenten als wesentlich attraktiver empfunden wird. Als oberstes Ziel einer therapeutischen Intervention muss allerdings gelten, die chronisch venöse Insuffienz so früh wie möglich anzugehen.
Eine homöopathische Kur zur Behandlung von Durchblutungsstörungen sollte der Tonisierung der Venen und Arterien sowie der Abdichtung der Gefäßpermeabilität dienen, um vor allem der Entstehung von Ödemen und den belastenden Schmerz- und Schwellungszuständen entgegenzuwirken. Homöopathische Arzneimittel wie Circulo-Injeel N, Aesculus-Injeel forte, Vena suis-Injeel und Arteria suis-lnjeel haben sich hier besonders bewährt. So konnten in die Suche nach Alternativen auch Ergebnisse aus der Arzneipflanzenforschung einbezogen werden:
Während der letzten 10 Jahre wurde das Wirkprinzip von Aesculus hippocastanum (in Aesculus-Injeel forte) intensiv experimentell und klinisch unter normalen und pathologischen Bedingungen untersucht. In experimentellen Untersuchungen konnte ein eindeutiger venento-nisierender sowie lymphatischer Effekt durch Aesculus gefunden werden [1]. Der Hauptwirkstoff des Rosskastanienextraktes Aescin führt durch seine direkte kontrahierende Wirkung dosisabhängig zu einem höheren Venentonus und zu einem größeren venösen Rückfluss, der zudem zu einer Zunahme des Lymphflusses führte. In der Behandlung von Endothelzellen mit Aescin unter Sauerstoffmangel, zeigte sich eine unmittelbare Zunahme der ATP-Konzentration sowie ein direkter Einfluss auf die Brüchigkeit der Gefäßwand [3]. In Untersuchungen an CVI-Patienten konnte man nämlich feststellen, dass die Konzentration gefäßwandauflösender Enzyme wie z.B der Glucosidasen, die bei ihnen um 70 % höher lag als bei Gesunden, unter Aescin signifikant abnahm [1].
Darüber hinaus zeigte sich eine klare Hemmung der plasmatisch bedingten Exsudation sowie der Emigration von Leukozyten in das Entzündungsgebiet. Aescin besitzt eine vaskulotrope Aktivität auf Venen und Kapillargefäße und einen exsudativen Effekt auf experimentell aus-gelöste Ödeme unterschiedlicher Entstehung. Besonders die Stimulation des thorakalen Lymphflusses trat als effiziente Hilfe der Ödemreduktion bei Patienten in Erscheinung und auch die Neigung zur Bildung lymphatischer oder entzündungsbedingter Ödeme ging nach Verabreichung von Aescin deutlich zurück. Offensichtlich reduziert Aescin im Experiment aber auch die Aktivierung der Phospholipase-2, die normalerweise zur Freisetzung von Prostaglandinen führt, so dass der lokal empfundene Schmerz deutlich abnimmt [3].
Die Ergotamin-Alkaloide von Secale cornutum (in Ciculo-Injeel N) sind von jeher wegen ihres breiten Wirkungsspektrums für die Medizin von großem Interesse gewesen. Keine andere Gruppe natürlich vorkommender Substanzen entfaltet ein derart breit gefächertes Spektrum biologischer Aktionen, weshalb man die Ergotamin-Alkaloide auch gelegentlich als „wahrhaften“ Arzneischatz bezeichnet hat [4], Neben zentralen Effekten stehen die vasoaktiven und peripheren Wirkqualitäten im Vordergrund. Die Ähnlichkeit der einzelnen Alkaloide mit adrenergen, dopaminergen und serotonergen Neurotransmittern ruft auch auf der arteriellen Seite des Körper-Kreislaufs Entlastung hervor. Aus der Migräne-Forschung kennt man ihre vasokonstriktorischen Eigenschaften, die sie in die Lage versetzt, die schmerzauslösende Vasodilatation der Gefäße zurückzuführen und den Teufelskreis der Gefäßpermeabilität und Ödemauslösung zu unterbrechen [5].
Literatur
Greeske K. Pohlmann BK. Fortschr Med 1996; 114:196*200
Wienert V. J Inter Angiol 1997; 6:115-117
frick RW. Anglology 2000; 51:197-205
Hagers Handbuch der Drogen und Arcneistoffe – HagerROM 2002 5 Silberstein SD, McCrory
DC. Headache 2003; 43:144-66